Haus im Haus

Planung und Ausführungzeitraum:

  • Beauftragung: Frühjahr 2004
  • Fertigstellung: Spätsommer 2005
  • Bruttorauminhalt nach DIN 277: 1.396,42 m³
  • Wohnfläche nach DIN 283: 338,12 m²

Baukosten:

  • Kosten Bauwerk (ohne Nebenkosten): 247.587,27 EUR/Brutto (Nach allen Abzügen, davon 17.400 ,- EUR/Brutto Möblierung)
  • Baukosten inkl. Sonnenschutz, offenem Kamin, Möblierung und Beleuchtung je m3 (ohne Nebenkosten): 177,30 EUR/Brutto
  • Baukosten inkl. Sonnenschutz, offenem Kamin, Möblierung und Beleuchtung je m2 (ohne Nebenkosten): 732,25 EUR/Brutto

Funktion:

Es handelte sich um ein typisches altes Dreifamilienwohnhaus aus dem Jahr 1965 mit zentralem Treppenhaus, Keller, 2 Wohneinheiten und einer kleinen Dachwohnung.

Städtebau:

Das Bauwerk ist ein am Ende einer Straße (Wendehammer) gelegenes Haus. An der westlichen Giebelseite grenzt der Garten an das offene Feld an.

Gebäudeorganisation:

Die Frage war: neu bauen oder das geerbte Dreifamilienhaus umstrukturieren und grundsätzlich von der Substanz, der Struktur und dem Ambiente her umbauen. Da die Lage zum freien Feld unverbaubar ist, der Garten sehr groß (ca. 1200 m²) ist sowie die Substanz des alten Hauses grundsätzlich gut war, empfahlen wir der Bauherrschaft dieses Haus entsprechend Ihrer Wünsche umzugestalten.

Die Ausrichtung des Hauses zur Straße entsprach nicht der idealen Möglichkeit und die gestalterische sowie die technische Ausstattung und der Wärmeschutz entsprachen nicht dem heutigen Stand. Dies erforderte umfangreiche Sanierungs- und Wärmeschutzmaßnahmen. Schlussendlich wurde das Haus entsprechend KfW 60 umgebaut, was zusätzliche günstige Baugelder erschloss.

Eine Problematik war, daß die Bewohnerin der Wohnung im 1 .Obergeschoss während der Bauzeit weiter im Haus wohnen wollte. Dies erforderte, zuerst das Dachgeschoss umzubauen, das Dach zu sanieren sowie grundsätzlich die gesamte Wohneinheit neu zu strukturieren, zu vergrößern und die gesamte Installation vom Keller aus bis in diese Wohnung neu zu konzipieren.

Nach nicht einmal 2 Monaten konnte die Mieterin in Ihre neue Dachgeschosswohnung einziehen und wir konnten mit der grundsätzlichen Baumaßnahme in den übrigen 3 Geschossen (Keller, Erdgeschioss und 1.Obergeschoss) beginnen.

Hier wurden dann komplett neue Raumbezüge, eine neue Erschliessung dieses "Haus im Haus" sowie eine neue Treppenstruktur für dieses "Haus" eingebaut. Der Eingang wurde in das ehemalige Untergeschoss, neben der Garage gelegt, und öffnet sich nun erdgeschossig zur Straßenfront. Der Vorgartenbereich neben diesem neuen Eingang wurde mit einer Sichtbetonwand, die auch als Brüstung zum sich darüber ergebenden Patio darstellt, abgefangen.

In diesem Untergeschossbereich lag vormalig die Werkstatt des Eigentümers. Nun ist hier der großzügige Eingangsbereich, mit Gästegarderobe und daneben, über eine Wandscheibe und Schiebetüren in rot abgetrennte Mudroom angeordnet. In diesem sind große geschlossene Schuhschränke sowie Garderobenschränke und eine lange Sitzbank aus amerikanischem Walnussholz eingebaut. Hinter diesem Mudroom ist direkt die Waschküche angegliedert. Vom Eingangsbereich aus gelangt man über die neue gradläufige Treppe in den Flur des vormaligen Erdgeschosses.

Hier sind ein Gästebad, ein separates Gäste-WC, das Büro der Bauherrschaft eine Speisekammer sowie die Küche, der Essraum und der Wohnraum angeordnet. Der Wohnbereich wurde komplett umorientiert und umstrukturiert und die Fenster und Fassaden wurden ebenfalls komplett neu strukturiert. Das alte Wohnzimmerfenster zur Straße wurde geschlossen, hier ist nun der große Kaminofen sowie ein edler Einbauschrank mit teilsatinierten und teillackierten Glasfronten angeordnet und somit auch kein Einblick in den Wohnraum von dem Wendehammer mehr möglich. Der alte, zur Straße angeordnete Balkon im Erd- und Obergeschoss wurde abgerissen und den Räumen in den neuen Räumen zugeschlagen. Die Räume im Erdgeschoss, Büro und Wohnraum, erhielten bodentiefe große Fenster, die sich zum späteren Patio öffnen.

Die Decke über dem alten Wohnraum wurde herausgerissen und über dem Kaminblock wurde ein neues großes festverglastes Fenster eingebaut, das die Morgensonne einfängt, aber die Blicke aussperrt. Das darüber angeordnete Schlafzimmer öffnet sich nun in einer Art Balkon zum Wohnraum und erlaubt auch den Blick durch dieses Fenster in den Straßenraum.

Die Pultdächer auf der Garage neben dem Wohn- und Essraum wurden abgerissen, es entstand so eine 41 m2 große offene Terrasse. Das Wohnzimmer öffnet sich über große, zweigeschossige Verglasungen mit komplett zu öffnender Falttüranlage zu dieser Terrasse und so auch zum Garten und zum freien Feld. Die Wandstruktur der Kaminwand wurde auf der Terrasse weitergeführt, was nun die grundsätzliche Umorientierung der Bezüge darstellt und eine introvertierte Terrasse mit Gartenbezug herstellt. Das Esszimmer, was, wie die Küche am selben Platz verblieb, wurde durch einen aus dem Gebäude herausgeschobenen Glaserker vergößert und geöffnet. Die Wirkung entspricht einem Wintergarten, wirkt offen und edel.

Der gesamte Wohngeschossbereich ist nun sehr großzügig und transparent zum Garten. Vom Wohnraum aus gelangt man über eine weitere gradläufige Treppe in das Obergeschoss. Die Treppenräume sind von den angrenzenden Fluren nur durch Säulenreihen abgegrenzt, was diese Bezüge durchlässig, großzügig und dynamisch erscheinen lässt. Diese Wirkung wird durch die sowohl dem Treppenlauf folgenden wie auch in den Stützen eingebauten Beleuchtungen verstärkt. Die Treppenläufe sind mit Abstand von 10 cm zu jeder Stufenseite mit Trittstufen aus amerikanischem Walnussholz belegt.

Im Obergeschoss sind zur Ostseite die Kinderzimmer, vergrößert durch den Zugewinn des alten Balkons, sowie ein Kinderwaschplatz mit Spinden und WC, ein elegantes und strukturiertes Bad und der Schlafraum der Eltern angeordnet.

Das Bad ist so strukturiert, daß sich beim betreten die beiden Waschplätze auf dem Unterbau aus amerikanischem Walnuss mit 2 Spiegelschränken sowie dazwischen angeordnetem Regal aus amerikanischem Walnuss sowie nur der Blick durch 2 Glasschlitze in die bodenebene Dusche und den erhöhten Badewannenbereich erschliesst. Alle Einrichtungsgegenstände sind sehr hochwertig.

Der Schlafraum der Eltern ist durch eine raumhohe Türe mit Glasober- und Seitenlicht vom Flur abgetrennt und öffnet sich auf der Giebelseite auf die kleine l-förmige Dachterrasse auf dem Esszimmererker und über den internen Balkon zum Wohnraum. Die Arkaden zwischen Treppen und Fluren setzen sich hier zwischen Schlafraum und Balkon zum Wohnraum fort.

Die Einliegerwohnung im Dachgeschoss ist nun vollständig separiert und ist über einen eigenen Hauszugang sowie ein eigenes Treppenhaus, das alte Treppenhaus, erschlossen. Sie besteht aus einem Essraum mit inegrierter Küche, einem großzügigen, sich zur Dachterrasse öffnenden Wohnraum, einem großen Schlafraum und einem Bad mit Dusche, Eckbadewanne, Waschtisch mit Unterschrank und WC.

Selbst die Keller wurden entsprechend umstrukturiert.

Materialien, Farben und Charakter:

Das gesamte Haus wurde mit einem Verbundwärmeschutz bekleidet. Strukturiert wird die Fassade durch die neuen Fenstereinteilungen sowie deren Farbgebung in 2 Grautönen, den Kontrast aus den verschiedenen Putzstrukturen und Putzfarben, von weiss über hellgrau, anthrazit bis zu einem warmen Rot.

Dies alles verleiht dem großen Bau kleinteilige edle farbliche Akzentuierung und eine im gesamten moderne und offnene Erscheinung, was sich konsequent innen fortsetzt. Die Innenwände, bis auf die Kaminwand, sind nicht tapeziert, sondern geschliffen und fein strukturiert weiß beschichtet. Die Kaminwand und der Einbauschrank ist, innen wie aussen, und in Fortsetzung auch die Terrassenaussenwand, in rot beschichtet. Die großen Fensterflächen auf der Südseite stellen eine starke Verknüpfung mit dem Garten dar und lassen die Bereiche innen/außen verschmelzen.

Alle Fenster wurden erneuert und sind in hochwertigem Merantiholz erstellt. Auf der Nordseite und der östlichen Giebelseite wurden die Fensterflächen klein belassen nur in Bandstrukturen farblich und strukturrell zusammengefasst. Im Gegenstaz dazu wurden die südlichen und besonders die westlichen Fassadenbereiche zum Garten großzügig geöffnet. Die Gestaltung ist, wie es unserer Architekturauffassung entspricht, spannungsreich, im Mix von kühler Wand- und Deckengestaltung, dunklen Natursteinböden und warmen Holztönen der Möbel und Treppe. Der Boden im Windfang, Mudroom, WC´s, Küche sowie den Bädern und im Bereich des Esstisches als Intarsie im Parkett und vor dem Kaminofen ist mit anthrazitfarbenem Fruchtschiefer belegt.

Wohn- und Essraum, Galeriewege, Flur und das Elternschlafzimmer und das Kinderzimmer sind mit dunkelbraunem geöltem Massivparkett ausgestattet. Die Gästezimmer ist mit einem Ziegenhaarvelour und das Büro mit einem anthrazitfarbenem, zum Schiefer passenden Linoleumbelag ausgelegt. Alle Stahlbauteile im Außenbereich sind feuerverzinkt und mit Edelstahlspannseilen ausgeführt. Die inneren Absturzsicherungen sind aus Glas oder als massive Stahlbrüstung lackiert ausgebildet.

Es wurden sehr hochwertige Materialien, wie amerik. Walnussholz, theumarer Fruchtschiefer geflammt, und thermisch behandeltes Akazienparkett geölt verwendet. Sämtliche Möbel wurden von dem Architekturbüro entworfen, betreut und vom Schreiner erstellt. Die dominierenden Farben sind ein warmes Rot, weiß und Grautöne sowie die warmen Holztöne. Die Terrassen sind mit Holzdielenbelägen ausgeführt.

Die neue Treppe zum Garten ist als Gitterroststruktur erstellt, damit im Winter kein Schnee darauf liegen bleibt. Die Beleuchtung, welche auch von uns geplant wurde, ist in die Architektur integriert und soll nicht selbst ein Thema sein sondern das Gesamtbild bereichern.

Konstruktion:

Es war eine umfangreiche Umstrukturierung der Statik nötig, da die Grundstruktur verändert wurde. Viele dieser Maßnahmen wurden, um die Arbeiten kostengünstig und effizient ausführen und planen zu können, in Stahlbau erstellt. Es wurde Wert darauf gelegt, daß dies ablesbar bleibt. Insofern wurden die Stahlträger- und Stützen sichtbar belassen und grau lackiert. Das Gebäude wurde ansonsten in Massivbauweise, die Neubauten/Ergänzungsbauten z. Teil in Holztafelbauweise erstellt.

Technik:

Die gesamte Beheizung wurde erneuert, wie auch die Sanitär- und Elektroinstallation. Das gesamte Erdgeschoss , wie auch der Eingangsbereich und Mudroom und das Bad im Obergeschoss sind mit Fussbodenheizung ausgestattet.

Die Heizung basiert auf Gas-Brennwerttechnik. Der Kaminofen ist mit einer Konvektionswärmegewinnung ausgestattet. Die Beschattung erfolgt über seilgeführte Raffstores in Aluminium mit Plexiglashauben.